Rhytmisierung im Kindergarten

Der Rhythmus ist eine wesentliche Grundlage der Arbeit im Waldorfkindergarten. Er gilt als Urprinzip der Entwicklung. Alles Lebende vollzieht sich in Rhythmen, als ein lebendiges Fließen zwischen zwei Polen, wie beim Atemrhythmus, der uns ein ganzes Leben lang begleitet. Auch das Tun im Kindergarten ist in verschiedenen Rhythmen angelegt und wiederholt sich dadurch immer wieder. Den Kindern ermöglicht dies eine tiefe Verbindung mit den einzelnen Aktivitäten, Freude auf das Wiederkehrende und stabile Sicherheit in ihrer Kindergartenzeit. Nach Rudolf Steiner stärkt die rhythmische Wiederholung das Empfinden des Kindes und kräftigt seinen Willen.

Der Rhythmus des Kindergartentages ist in abgebende und aufnehmende Phasen gegliedert, entsprechend dem Aus- und Einatmen. Der erste Zyklus umfasst das freie Spiel als Ausatmungsphase und den Reigen, das geführte Bewegungsspiel, als Einatmungsphase. Der zweite Zyklus umfasst das freie Spiel im Garten und den Abschlusskreis. Auch der Nachmittag läuft in rhythmischen Phasen ab. Die verschiedenen künstlerischen Angebote wie z.B. Aquarellmalen, Kneten oder Eurythmie sind im Wochenrhythmus angelegt. Auch die Nahrung, die von uns selbst zubereitet wird, wiederholt sich im wöchentlichen Speiseplan und hilft den Kindern, sich zu orientieren.

Ein wichtiger Bestandteil im Kindergarten sind die Feste im Jahresrhythmus. Das Kind erlebt sie über die Sinne und durch eigenes Tätig sein. Es wird z.B. ein Festtagsbrot gebacken, der Tisch mit weißen Tüchern und schönen Blumen geschmückt. Die Kinder erleben die Feste im Einklang mit der Natur und erwarten das Geschehen mit Freude. Der „Jahreszeitentisch“, ein wichtiger Blickpunkt im Gruppenraum, gibt den Kindern ohne viele Erklärungen ein Bild des Festes und der Jahreszeit. Wenn passend zu den Jahreszeiten Lieder, Verse, Puppenspiele, Bewegungsspiele und Fingerspiele gesungen, erzählt, gesprochen und gespielt werden, hat dieser Rhythmus auf die Kräfte des Erinnerns großen Einfluss und wirkt ordnend auf das sich entwickelnde Denken des Kindes. Das Kind erfährt durch den Rhythmus und die Wiederholung Sicherheit, Orientierung und Geborgenheit.

Bild: Claudia Gossé




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